Märchen im Kunstunterricht
Die Schüler:innen der ersten Klassen arbeiteten an einem Märchenprojekt, in dem sie Fantasie, schauspielerisches Talent, Ideenreichtum und handwerkliches Geschick unter Beweis stellen konnten.
Für das Projekt wurde das Märchen "die Prinzessin auf der Erbse" gewählt. Zunächst wurde die Geschichte angehört. Danach wurden einzelne Elemente der Erzählung mit den Schüler:innen besprochen, um das Märchen nachspielen zu können. Wie es in der Dramapädagogik üblich ist, wurden hier einfachste Gegenstände als Requisiten und Kostüme verwendet, welche lediglich dazu dienten, sich möglichst gut in die Rolle einfühlen zu können. Bei diesem kreativen, ganzheitlichen Ansatz war die Ästhetik zunächst zweitrangig. So wurde etwa der Lehrerzirkel kurzerhand zum Königszepter umfunktioniert und eine Einkaufstasche in ein Erbsenkostüm verwandelt. Wie aber trägt man eine Papierkrone, ohne dass sie vom Kopf fällt? Was soll als Matratze dienen? Wie stellt man den Regen dar? Die jungen Künstler:innen hatten für alle Fragen schnell eine Lösung parat und überzeugten durch Spontanität, praktisches Denken und großen Einfallsreichtum. Wie alle Kinder lieben auch unsere Schüler:innen das Spiel und sie hatten großen Spaß daran.
Anschließend wurde das Märchen mithilfe von Mixed Media bildnerisch umgesetzt. Bei dieser Technik werden verschiedene Materialien auf dem gleichen Malgrund verwendet. Die Kinder malten das Bett mit der schlafenden Prinzessin auf ein Zeichenblatt und beklebten es mit Stoffstücken, Pappe und einer echten Erbse. Besonders für die Buben war es zuerst befremdlich, alte Kleidung und Stoffreste zerschneiden zu dürfen. Als die erste Scheu verflogen war, wurde nach Lust und Laune ausgeschnitten, geklebt und gemalt. Schließlich wurden die fertigen Bilder in den jeweiligen Klassen bzw. im Kunstsaal ausgestellt. Als Abschluss des Märchenprojektes durften die Schüler:innen noch ein Diorama in einer Schuhschachtel basteln. Sie waren in der Wahl der Materialien völlig frei und konnten eine Szene aus ihrem Lieblingsmärchen dreidimensional darstellen. Hier waren besonders räumliche Vorstellungskraft und logisches Denken gefragt, denn Türme und Brunnen sowie Schlösser und Torbögen aus Papier und Pappe mussten gebastelt und befestigt werden.
Einige Schüler:innen beschäftigten sich sogar noch in ihrer Freizeit mit dem Thema. Manche brachten ihre eigenen Märchenbücher und Figuren als Vorlage mit, andere bereiteten freiwillig ein Referat sowie ein Quiz zur Prinzessin auf der Erbse für ihre Mitschüler:innen vor. In diesem Zusammenhang konnte mit den Schüler:innen noch einmal die Moral der Geschichte besprochen werden: „Beurteile andere nicht nach den falschen Dingen“. Ein Satz, welcher in unserer von Social Media und Fake News dominierten Welt vielleicht wichtiger ist denn je. Die Prinzessin auf der Erbse ist ein Märchen über Authentizität und wahre Werte, denn der Prinz hat Schwierigkeiten darin, eine richtige Prinzessin zu erkennen, und die Königin zweifelt an der Echtheit der vom Regen durchnässten Fremden. Der Test der Erbse wird zum Symbol dafür, dass wahre Werte oft erst durch ungewöhnliche Prüfungen erkannt werden können. Durch die Erbse zeigt sich die Empfindsamkeit der Prinzessin, welche die Echtheit und die Feinheit ihres Charakters symbolisiert.
Insgesamt wurden durch das ganzheitliche Projekt viele unterschiedliche Fähigkeiten der Schüler:innen gefördert, wie etwa Fantasie, Empathie, soziales Lernen, Kreativität, räumliches Denken und Geschicklichkeit. Sie hatten große Freude daran und haben unter anderem gelernt, dass sowohl im Märchen als auch in der Kunst alles möglich sein kann.
Text und Bilder: Mag. Anita Eberhard